Über Trends und Herausforderungen des deutschen Marktes hat bfp FURHPARK & MANAGEMENT mit dem Geschäftsführer von Mobinck Germany Michael Poglitsch gesprochen.
Von Clemens Noll-Velten
Der niederländische Mobilitätsspezialist Mobinck eröffnete am 25. Mai 2022 seinen deutschen Standort in Oberhaching bei München. Von dort steuert Michael Poglitsch zusammen mit seinem Team die Geschäfte von Mobinck in der DACH-Region.
Mobinck will Mobilität als strategisches Instrument einsetzen, um damit Unternehmen wettbewerbsfähiger, effizienter, nachhaltiger und zusätzlich attraktiver für Mitarbeiter machen. Zu den Kompetenzbereichen gehören das Flottenmanagement, die Fuhrparkverwaltung, Beratung und das intelligente Parkraummanagement sowie die Mobilitätsverwaltung für Mitarbeiter und Sicherheitssysteme zur Reduzierung von Unfällen.
bfp: Herr Poglitsch, Mobinck ist neu in Deutschland und kann dennoch auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken. Was hat es damit auf sich?
Michael Poglitsch: Mobinck ist Teil der niederländischen Autobinck Gruppe, die bereits 1907 gegründet wurde und sich bis heute in Familienbesitz befindet. Durch den Wandel in der Automobilwelt hat die Gruppe ihr Unternehmensportfolio stets weiter ausgebaut – in diesem Zuge ist auch die Mobinck-Säule entstanden: ein Mobilitäts-Ökosystem, welches eine Vielzahl innovativer Lösungen und Produkte rund um Mobilität vereint.
In Deutschland gehen Sie mit verschiedenen Dienstleistungen rund um die betriebliche Mobilität an den Start. Worin unterscheidet sich das Angebot von Ihren Mitbewerbern und für welche Fuhrparks ist Ihr Angebot interessant?
Poglitsch: Was Mobinck einzigartig macht, ist unser umfassendes Mobilitäts-Ökosystem, das sich aus sechs so genannten Ventures zusammensetzt, die sich auf unterschiedliche Mobilitätslösungen spezialisieren. Damit bieten wir ein Spektrum an Beratung, Service und maßgeschneiderten Lösungen aus einer Hand wie kein zweiter auf dem Markt. Zudem können wir nicht nur beraten und Lösungswege aufzeigen, sondern diese auch direkt gemeinsam mit unseren Kunden einschlagen und mit dem Fachwissen unserer Mitarbeiter umsetzen. Dabei geht es unter anderem um Fuhrparks bzw. deren Management und vor allem darüber hinaus ganzheitlich – so wie Sie es auch sagen – um betriebliche Mobilität. Dazu gehören für uns auch beispielsweise Lösungen rund um das Thema Parkraummanagement, Mobilitätskarten und -budgets als Alternative zum Auto und weitere richtungsweisende Produkte dazu.
Ist E-Mobilität im Fuhrpark ein Thema bei Mobinck?
Poglitsch: Ja, sicher. Angesichts der weltweiten und insbesondere der deutschen Klimaziele, müssen Unternehmen sich damit beschäftigen und Mobilität ist eine wichtige Stellschraube. Wir haben in unserem Venture „Fleet Support“ ein Programm, in dem wir Firmen zu nachhaltiger Mobilität durch die Elektrifizierung der Flotte verhelfen. Das Programm heißt „move to zero“ – alle Details dazu sind u.a. in einem Whitepaper zu finden, was wir kürzlich veröffentlicht haben.
Mit „XXimo“ bieten Sie eine Mobilitätsplattform für Arbeitgeber, die Geschäftsreisen, Beleg-Management und Mobilität zusammenführen wollen. Ist das die Vorstufe zu einem Mobilitätsbudget als Ergänzung oder Ersatz für den Dienstwagen?
Poglitsch: Korrekt, wobei ich das Produkt nicht als Vorstufe bezeichnen würde. Mit der XXImo Mobilitätskarte können Sie heute bereits unteranderem ein Mobilitätsbudget vollumfänglich auf- und umsetzen und für Ihre Mitarbeiter zur Verfügung stellen. Indem wir die Möglichkeit bieten, jede einzelne Dienstleistung je nach Bedarf einzeln freizuschalten, ist die XXImo-Karte auch leicht einzuführen und z. B. zum Start nur als Karte für elektrisches Laden des Fahrzeugs nutzbar. Hier bieten wir beispielsweise eine Lösung basierend auf einem Datensatz, der in der Abrechnung auch die Kilometerstände der Fahrzeuge nach Ladung ermittelt und ausweist, ähnlich wie bei einer Tankkarte. Nachhaltigkeit kann und sollte aus unserer Sicht eben nicht nur durch die Elektrifizierung der Flotte geschehen, sondern wir wollen auch Alternativen anbieten, die ein Auto ggf. komplett redundant machen können.
Sie kennen den deutschen Fuhrparkmarkt noch aus ihrer Zeit bei Sixt. Ist der deutsche Fuhrparkmarkt reif für alternative betriebliche Mobilitätsangebote jenseits des Firmenwagens?
Poglitsch: Absolut! Das Thema Alternativen zum Dienstwagen, um die Verkehrswende zu beschleunigen, ist in aller Munde. Und es ist recht komplex. Daher fangen wir mit unseren Kunden oftmals zunächst klein an und setzen Pilotprojekte auf, um auch alle internen Stakeholder mit auf die Reise nehmen zu können. Der Zuspruch für unsere Produkte ist insgesamt sehr groß.
Sie setzen auch auf Telematiklösungen im Fuhrparkmanagement. Wie ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, in denen Sie aktiv sind, die Akzeptanz für Telematik in Deutschland?
Poglitsch: Im europäischen Vergleich kann man schon erkennen, dass die Akzeptanz und Offenheit für derartige Produkte noch Aufholbedarf haben. Dennoch zeigt sich bei Kunden, die Telematiklösungen etwa in einem internationalen Kontext anwenden, eine hohe Zufriedenheit, da sie die gewonnen Informationen sehr gut nutzen können – zum Beispiel, um die Sicherheit der Mitarbeiter zu verbessern. Hierzu werden wir in Zusammenarbeit mit einer renommierten Kanzlei in Kürze ebenfalls ein Whitepaper veröffentlichen, das genau dieses Thema aufgreift. Darüber hinaus haben wir mit „SafeDrivePod“ eine „Telematik Light“-Lösung, die keine GPS-Daten aufzeichnet und speichert – aus Datenschutzaspekten also sehr interessant. Das ist ebenfalls ein Produkt, das uns abhebt von vielen anderen Lösungen auf dem Markt.
Nachhaltigkeit wird in naher Zukunft mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU von der Kür zur Pflicht für alle Unternehmen. Wie werden sich das Fuhrparkmanagement und der Fuhrparkmarkt in naher Zukunft ändern?
Poglitsch: Wir gehen davon aus, dass sich das Thema „Mobilität“ bzw. „Mitarbeiter-Mobilität“ immer stärker durchsetzt und auch in den Unternehmen etabliert wird. Hierzu gehören dann neben dem klassischen Fuhrpark auch die Themen „Travel“, „Compensation & Benefits“ und „HR“. Diese intelligent zu vereinen und zu verbinden, sehen wir als eine unserer großen Chancen im deutschen und europäischen Markt – ein Grund, warum wir unsere Expansion genau jetzt gestartet haben. Wir sind bereit dafür, Unternehmen genau dabei zu helfen.
Sehen Sie im Outsourcing des Fuhrparkmanagements eine Chance, dass Unternehmen ihre ökologischen, sozialen und Corporate-Governance-Ziele schneller erreichen?
Poglitsch: Outsourcing und Beratung können hier in jedem Fall helfen. Wir beobachten ja bereits seit längerer Zeit, dass Unternehmen sich gerne Berater ins Haus holen, um das – teils offensichtliche – auch formell empfehlen zu lassen und umsetzen zu können. Darüber hinaus fehlt es bei vielen Unternehmen zum einen schlicht am Know-how um z. B. aus teils verwirrenden Tankdaten den realen CO2 Ausstoß oder Durchschnittsverbräuche zu ermitteln, aber u. a. auch an einer Lösung, die alle Daten konsolidiert – z. B. wenn ein Mitarbeiter ein Fahrzeug, ein Fahrrad und ein Budget nutzt. Hier haben wir als externe Experten einen besseren Einblick, was am Markt passiert und was umsetzbar ist – vielen internen Fuhrparkmanagern fehlt diese Möglichkeit. Wir haben zudem die passenden Tools und können solche Lösungen systemgestützt und qualitativ hochwertig anbieten.
Herr Poglitsch, vielen Dank für das Gespräch!